Wenn guter Rat teuer wird

«Dem Staat steht genug Geld zur Verfügung, wenn nur seine Notenbank genügend Geld druckt»: Die «Moderne monetäre Theorie» verneint einen Zusammenhang zwischen Geldmengenerhöhung und Geldentwertung. In der Corona-Krise wurde jegliche Finanzdisziplin fallengelassen. Mit welchen möglichen Folgen?

Roland Herzig-Berg, Vermögensverwalter Balanz AG, alt Grossrat EDU BS

Vor einiger Zeit berichtete ich unter dem Titel «Vom Münzbetrug zur Inflation» an dieser Stelle darüber, wie die Schweizerische Nationalbank (SNB) seit der Finanzkrise im 2008 ihr über Jahrzehnte erfolgreich verfolgtes Konzept der Geldmengenstabilität aufgab und die Geldmenge verfünffachte. Dabei stellte ich die Prognose, dass diese Geldinflationierung bald einmal zu einer massiven Teuerung führen könnte.

Stabile Preise – wie lange noch?

Fakt ist: Seit 2008 druckt die SNB ununterbrochen Geld. Doch wenn auch die Preise für Anlagegüter (Immobilien, Aktien, Gold etc.) deutlich stiegen, so blieben doch die Preise für Konsumgüter stabil. Die Politik zog daraus den Schluss, dass dem Staat immer genug Geld zur Verfügung steht, wenn nur seine Notenbank genügend druckt.
Das Märchen vom Schlaraffenland scheint wahr geworden zu sein. Es kommt im Kleid der Wissenschaft als «Moderne monetäre Theorie» (MMT) daher. Diese mittlerweile breit anerkannte Wirtschaftstheorie verneint einen Zusammenhang zwischen Geldmengenerhöhung und Geldentwertung. Der Staat solle deshalb ruhig grosszügig Geld drucken, um Wirtschaftsankurbelungs- nd Sozialprogramme zu finanzieren. In der Corona-Krise wurde nun jegliche Finanzdisziplin fallengelassen.
Mit entsprechendem Verstand und Vernunft lässt sich erkennen, dass das Wunder der Geldvermehrung nicht funktionieren kann.
Denn mit allem Geld der Welt lässt sich doch nur kaufen, was andere produziert haben. Ohne Arbeit geht es nicht, wie schon die Bibel festhält. «Im Schweisse deines Angesichts sollst du dein Brot essen», sagte Gott nach dem Sündenfall zu Adam (1. Mose 3,19).

SNB-Gewinne auf Kosten der andern

Ein Hauptgrund, warum die allgemeine Geldentwertung bisher nicht einsetzte, liegt darin, dass die SNB bisher mit ihrer Geldmengenausweitung (s. Grafik) vor allem die (Kredit-)Geldschöpfung der Geschäftsbanken verdrängte, so dass die Gesamtgeldmenge (M1) weit weniger stark anstieg. Der Staat nahm damit den Banken zunehmend ein lukratives Geschäftsfeld weg. Dies ist ein wesentlicher Grund, warum sich die Banken seit der Finanzkrise 2008 schlecht erholten und dagegen die Gewinne der SNB sprudelten wie nie zuvor.
Die Grafik zeigt die Geldmengenentwicklung in Prozent des Bruttoinlandprodukts seit 2006. Da es für Festgelder und Obligationen kaum noch Zins gibt, lassen die Leute ihr Geld gleich auf dem Konto liegen, weshalb die Gesamtgeldmenge im Verhältnis zur Wirtschaft gestiegen ist. Die SNB-Geldmenge ist aber viel schneller gestiegen und macht heute faktisch die ganze Geldmenge aus. Nun erst wird das Gelddrucken der SNB 1:1 die Gesamtgeldmenge in unnatürlicher Weise erhöhen!
Dieses Zuviel an Geld könnte über die Teuerung schon bald zur Entwertung des Geldes führen. Wann kommt sie, diese Teuerung? Wir werden es vielleicht viel früher erfahren, als uns lieb ist.

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Zeitschrift “Standpunkt”

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