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«Um 180 Grad gedrehtes Leben»

Der Krieg in der Ukraine hält die Welt weiterhin in Atem und verursacht unendliches Leid. Wir haben zwei ukrainische Christen, die mit der EDU freundschaftlich verbunden sind, befragt, wie sie diese Tragödie erleben und was ihnen Hoffnung macht.

Vom Englischen ins Deutsche übersetzt. Interview: Harold Salzmann

Welche Auswirkungen hat der Krieg in der Ukraine auf Ihr Leben?

Igor Sauchuk: Für mich ist es die Realität, dass die Ukraine für die ganze Welt kämpft! Der Krieg hat gezeigt, wer wer ist. Einige Verwandte werden leider zu Feinden und einige Fremde werden zu Brüdern und Schwestern.

Leonid Kovalchuk: Am ersten Tag, als der Krieg begann, ging ich zum örtlichen Militärbüro. Ich bewarb mich um die Stelle als «Offizier des operativen Dienstes der Kommunikationsabteilung», obwohl ich bereits 62 Jahre alt bin. Ich war sehr beunruhigt über die Luftangriffswarnungen, vor allem im Gebiet der grossen militärischen Kämpfe in Cherson, wo meine Tante und mein Cousin leben. Mein Cousin trug vor bewaffneten russischen Soldaten die ukrainische Flagge und forderte sie auf, die Ukraine zu verlassen! Jetzt musste er sich zusammen mit anderen im Keller verstecken, weil sich die Lage zuspitzte. Derzeit [Stand: Ende Mai 2022, Anm. d. Red.] haben seine Tante und andere aus seinem Dorf Schwierigkeiten, Lebensmittel zu bekommen. Manchmal bringen ihnen Menschen Lebensmittel unter weisser Flagge, um nicht erschossen zu werden! Mein Leben hat sich um 180 Grad gedreht.

Wie können wir von der Schweiz aus konkret helfen?

Igor Sauchuk: Die Menschen brauchen Lebensmittel und eine gewisse Versorgung mit Medikamenten. Uns ist klar, dass wir die Schweiz nicht um militärische Unterstützung bitten können. Aber ihre Bürger können mit alltäglichen Dingen helfen, z. B. mit Geld, damit die Menschen Lebensmittel kaufen können.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Leonid Kovalchuk: Ich hoffe, dass der Krieg schnell endet, zerstörte Städte wieder aufgebaut werden und verwundete Menschen, Soldaten und Kinder, Erwachsene und Jugendliche, wieder geheilt werden. Ich wünsche mir, dass es in der neuen Ukraine keine Korruption mehr gibt und träume davon, mein drittes zweisitziges Flugzeug fertig zu bauen, um damit über einen friedlichen blauen Himmel in der Ukraine zu fliegen. Mit Gottes Gnade und Segen möchte ich wieder mit meinem Freund Igor quer durch die Länder in die wunderbare Schweiz fliegen und Bibelzeitungen verteilen.

Was machen Sie jetzt in der Schweiz?

Leonid Kovalchuk: Ich bin nur für ein paar Wochen in die Schweiz gekommen, um einen starken Jeep zu besorgen. Ich möchte einem meiner Studenten, ein Militärkommandant, der direkt an der Front in einem heissen Kampfgebiet ist, helfen, Lebensmittel und Medikamente für die Armee zu besorgen.

Igor Sauchuk: Ich bereite mich auf die Rückkehr in die Ukraine vor und träume davon, dass ich ab und zu in die Schweiz zurückkomme, um zu berichten, wie es um mein geistliches Leben steht. Jetzt bin ich fast so weit, mein Buch «Nur über die Liebe Gottes» auf Französisch zu veröffentlichen. Sobald ich mit dem Vertrieb in der Schweiz und den französischsprachigen Ländern beginne, werde ich alles tun, um es auf Deutsch zu veröffentlichen und danach einen Film über mein Buch zu drehen. Möge Gott mir helfen, mich zu seiner Ehre zu gebrauchen.

Igor Sauchuk: Gebohren in der Ukraine, 1962 in die USA eingewandert und später eingebürgert. Seit 1996 ständiger Wohnsitz in der Ukraine. Drei Kinder.  Chefredakteur der Zeitung «Das Wort der Bibel». Inhaber eines Jetski-Unternehmens und Direktor von Booten und Katamaranen am See in der Nähe der ukrainischen Stadt Czernowitz.

Leonid Kovalchuk: Gebohren 1959, ukrainischer Staatsbürger. Pilot PPL, Leiter und Ausbildner der technischen Ausbildung von Anfängern des Flugmodellsportes, tätig im Handelsmarketing.

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