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RKI-Files: Skandal ohne Konsequenzen?

Im März 2024 klagte das Online-Magazin «Multipolar» in Deutschland die internen Protokolle des Robert-Koch-Instituts (RKI) frei, insgesamt über 2’500 Seiten, noch mit vielen Schwärzungen. Multipolar klagte deswegen weiter und gewann. Seit Juli 2024 sind die Protokolle ungeschwärzt und für jedermann zugänglich.

Dr. med. Karin Hirschi, Redaktion «Standpunkt»

Warum erachten wir von der «Standpunkt»-Redaktion diese Protokolle für wichtig? Weil sie zeigen, auf welche Weise in den Jahren 2020 bis 2023 Entscheidungen bezüglich Corona getroffen wurden: oft gegen wissenschaftliche Erkenntnisse und Empfehlungen des RKI. Es wird auch deutlich, dass die sog. «Massnahmenkritiker» in vielem recht hatten – und das RKI und die führenden Politiker wussten das von Anfang an! In der Schweiz und den meisten europäischen Ländern dürfte es ähnlich abgelaufen sein.

Nachfolgend zwei stellvertretende Beispiele aus einer Reihe von brisanten Erkenntnissen.

Masken schützen nicht bei viralen Atemwegsinfektionen

Am 27. Januar 2020 hielt das RKI fest, dass das Maskentragen durch asymptomatische Personen niemandem einen Nutzen bringe. Das entsprach dem damaligen und heutigen Stand der Wissenschaft, zahlreiche gute Studien zur Übertragung von grippalen Infekten belegen es. Am 16. März 2020 kam die erstaunliche Kehrtwende: ohne die geringste wissenschaftliche Begründung erklärte das RKI eine allgemeine Maskenpflicht für nötig. Diese wurde im Sommer 2020 auch in der Schweiz in öffentlichen Verkehrsmitteln eingeführt, obwohl die täglichen Infektionszahlen nahezu bei null lagen. Was damals für viele unverständlich war, bleibt im Rückblick vollends unverständlich. Wer klagt in der Schweiz die Protokolle der Corona-Task-Force frei?

Impfung

Ebenfalls am 27. Januar 2020, drei Tage bevor (!) die WHO eine «gesundheitlichen Notlage von internationaler Tragweite» ausrief, kontaktierte das deutsche Bundesministerium für Gesundheit (BMG) ein erstes Mal das RKI bezüglich Impfung gegen das neue Coronavirus.
Woher ein solches Vorauseilen? Und warum waren schon im April 2020 Impfpässe ein Thema? Bereits am 27. April 2020 erhielt das RKI den Auftrag, zusammen mit dem Paul Ehrlich Institut (PEI) ein Impfkonzept zu entwickeln (z.B. wer zuerst geimpft werden soll). Im Oktober 2020 sollte das RKI mithelfen, Impfskepsis abzubauen, vor allem bei medizinischem Personal, das – gemäss Protokoll – bleibende Schäden befürchtete.

Konsequenzen

Insgesamt betrachtet entlasten die nun veröffentlichten Files das RKI und belasten eher die Regierung. Das RKI musste Weisungen ausführen, die nicht auf wissenschaftlicher Evidenz gründeten und dennoch rigoros durchgesetzt wurden, ungeachtet der Kollateralschäden.
Auch diese Schäden waren dem RKI und somit auch den Politikern von Anfang an bekannt (z.B., dass es viel mehr Selbstmorde gab, vgl. RKI-Protokoll vom 22. Mai 2020).

Die RKI-Files desillusionieren: Die Wissenschaftlichkeit, auf die man sich ständig berief, gab es so nicht.
Dies müsste eigentlich einen Sturm der Entrüstung auslösen und die Opfer rehabilitieren. Vielleicht wären die RKI-Files auch ein Anlass, die Auslegung von Römer 13,1-7 nochmals zu überdenken?

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Ergänzung nach Abfassen des Artikels

Am 23. Juli 2024 stellte die freie Journalistin Aya Velázquez zusammen mit Prof. Stefan Homburg und Bastian Barucker an einer Pressekonferenz in Berlin die vollständig ungeschwärzten Protokolle des RKI vor. Aus Gewissensgründen hatte ein Whistleblower aus dem RKI ihr die Protokolle zugespielt. Die über 4‘000 Seiten können auf der Webseite RKI-Transparenzbericht.de vollständig heruntergeladen werden. Gegenüber vorherigen Versionen liegt die Brisanz dieser Version darin, dass nun alle Namen offengelegt sind und dass die Protokolle bis Sommer 2023 reichen (zuvor nur bis 30. April 2021). Ich halte sie für eine ausgezeichnete und unentbehrliche Grundlage zur Corona-Aufarbeitung, nicht nur was Deutschland betrifft, sondern auch für die Schweiz!