Assyrische Christen weiter unter Druck
Am 24. April 2025 feiern die Assyrer und mit ihnen viele Christen den 110-jährigen Gedenktag an den ersten Genozid des 20. Jahrhunderts. Gemäss dem christlichen Hilfswerk «Open Doors» sind gegenwärtig weltweit mehr als 380 Millionen Christen aufgrund ihres Glaubens massiver Verfolgung und Diskriminierung ausgesetzt.
Lisa Leisi, Präsidentin EDU Kanton St. Gallen
Das bedeutet, dass einer von sieben Christen weltweit unter Verfolgung leidet. In Afrika wird sogar einer von fünf Christen verfolgt und in Asien sind es zwei von fünf. 4’476 Christen wurden im letzten Jahr gar wegen ihres Glaubens getötet. Das für Christen gefährlichste Land ist Nordkorea mit seiner kommunistischen Unterdrückung. Auf der negativen Rangliste folgen die Länder Somalia, Jemen, Libyen, Sudan, Eritrea, Nigeria, Pakistan, Iran, Afghanistan, Indien und Saudi-Arabien auf dem zwölften Platz. In neun dieser zwölf Länder ist muslimischer Extremismus die Hauptursache. Dies ganz entgegen der UNO-Menschenrechtserklärung (Artikel 18), die besagt, dass jeder Mensch das Recht auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit hat, wozu die Freiheit gehört, seine Religion oder Weltanschauung allein oder in Gemeinschaft mit anderen, öffentlich oder privat durch Lehre, Ausübung, Gottesdienst und Kulthandlung zu bekennen.
Türkei
Beim Verfolgungsindex ist die Türkei auf Platz 45. Es gibt in der Türkei noch 169’000 Christen, was 0,2 Prozent der Bevölkerung entspricht. Vor 2016 verstand sich die Türkei noch offiziell als säkular. Seit 2016 fördert der Staat eine Hinwendung zum Nationalismus – verbunden mit einer Islamisierung, obwohl in der Verfassung weiterhin die Trennung von Staat und Religion verankert ist. In der Praxis werden jedoch nicht-muslimische Türken der Illoyalität verdächtigt und der Übertritt zum Christentum ist sozial inakzeptabel.
Ausländische Christen werden gezielt ins Visier genommen, Christen werden auf dem Arbeitsmarkt benachteiligt. Zahlreiche bürokratische Komplikationen behindern Kirchen. Christen mit muslimischem Hintergrund sind gezwungen, ihren Glauben im Untergrund zu leben. Es droht ihnen, von der Familie enterbt oder zur Scheidung gedrängt zu werden. Auch könnten sie das Sorgerecht für ihre Kinder verlieren.
Im Südosten der Türkei sind historische christliche Gruppierungen wie die armenische und assyrische Kirche starkem Druck und Feindseligkeiten ausgesetzt. Die meisten dieser Christen leben deshalb nicht mehr in den Regionen ihrer Vorfahren. Sie sind in die westlichen Gebiete der Türkei gezogen. In westlichen Küstenstädten wie Istanbul finden sich die meisten türkischen protestantischen Gemeinden.
Genozid an Armeniern und Assyrern
Im Völkermord an den Armeniern fanden in den Jahren 1915 und 1916 je nach Schätzung bis zu 1,5 Millionen Armenier den Tod. Dieser Genozid wird vom heutigen türkischen Staat weiterhin offiziell geleugnet. Dabei anerkennen weltweit die meisten Historiker diesen Völkermord als Tatsache. Bei diesem Genozid wurden zudem 700’000 bis 800’000 assyrische Christen massakriert sowie deren Frauen und minderjährige Mädchen verschleppt und vergewaltigt. Im damaligen Osmanischen Reich und dem iranischen Grenzgebiet waren weitere christliche Minderheiten davon betroffen. Seit dieser Zeit kommen die christlichen Minderheiten im Nahen und Mittleren Osten nicht mehr zur Ruhe. Daran erinnert die Feier des 110-jährigen Gedenktags am 24. April 2025. Leider ist in den offiziellen Medien die zunehmende Christenverfolgung weiterhin kaum ein Thema.
Quellen:
- Open Doors sowie ein Schreiben eines assyrischen Christen.
- Bild: Armin T. Wegner / Wikimedia Commons
Armenier werden im Mai 1915 von bewaffneten Wachen aus Karphert (türkisch: Harput) weggeführt.