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Abschnitt für Alle

Häufige Fragen

Abschnitt für Alle

Auszüge aus der Broschüre Christ und Politik

Was sind Politik und Staat?


Was ist Politik?

Politik, wie sie hier verstanden wird, ordnet das öffentliche Leben einer Gesellschaft. Alles, was uns als Bürger und Bewohner gemeinsam angeht, ist politisch. In der Politik geht es um das gemeinsame Leben, um den Nächsten, um das allgemeine Wohlergehen einer Volksgemeinschaft. In diesem Sinn ist Eigennutz oder Egoismus das Gegenteil von politischem Engagement.
Politik geht alle Menschen an, weil sie Teil einer Gemeinschaft sind und füreinander Verantwortung tragen. Der griechische Philosoph Aristoteles nannte den Menschen zu Recht ein «politisches Wesen».

Was ist der Staat?

Unter dem Begriff Staat kann sowohl der Nationalstaat, das Land, das Volk oder die Staatsgewalt verstanden werden. Mit Staat meinen wir hier die Staatsgewalt.
Der Staat besteht in unserer Demokratie aus der Legislative (Parlamente, Landsgemeinde), der Exekutive (Regierung) und der Judikative (Gerichte) mit den dazugehörigen Verwaltungen. Diese drei Staatsgewalten gibt es auf allen Stufen von Gemeinde, Kanton und Bund. In der schweizerischen Demokratie ist bei Volksabstimmungen auch das Volk an der Gesetzgebung beteiligt. Diese schweizerische Besonderheit nennt man in den Landsgemeindekantonen direkte und in der restlichen Eidgenossenschaft halbdirekte Demokratie.

Was sind die Hauptlehren aus Römer 13?

Zum Wohl der Menschen braucht es die Staatsgewalt im Sinne eines Rechtsstaats. Wobei die Bibel Rechtsstaatlichkeit sowohl formell als auch materiell versteht. Das heisst, die Staatstätigkeit soll einerseits ordnungsgemäss, das heisst gesetzeskonform und andererseits der Gerechtigkeit verpflichtet sein. Dass
formelle Rechtmässigkeit nicht genügt, macht der Apostel Paulus damit deutlich, dass er moralische Qualitäten für das staatliche Handeln fordert: Er spricht wiederholt von «Gut» und «Böse».

Ist es wirklich wahr, dass jede Staatsgewalt von Gott eingesetzt ist?

Der Staat ist Gottes Idee. Es gab schon viele Versuche zu erklären, warum es in der Menschheitsgeschichte dazu kam, dass es so etwas wie einen Staat gibt. Historisch kann die Frage kaum geklärt werden. Die Erklärungen bestätigen am Ende eigentlich bloss, dass es vernünftig und vorteilhaft ist, eine Institution zu haben, welche bevollmächtigt ist, Recht zu setzen und durchzusetzen.

Politik im Neuen Testament?


Jesus war kein Politiker. Er predigte das Evangelium und heilte Kranke. Darum sollten Christen auch nicht politisieren.

Jesus Christus ist unser Erlöser. Darin brauchen wir ihn nicht nachzuahmen. Er ist aber auch unser Vorbild. Er lehrte die Menschen, wie sie mit Gott ins Reine kommen konnten. Er lehrte sie die Gebote der Thora zu befolgen. Er heilte Kranke. Diesen Auftrag hat er seinen Nachfolgern weitergegeben (Mt 28,18–20).
Aus damaliger Sicht war Jesus hochgradig politisch. Seine Lehre hatte eine so grosse Wirkung auf die Gesellschaft, dass sich alle politischen Instanzen mit ihm beschäftigten. An Jesus zeigt sich ganz deutlich, dass das Evangelium eine Kraft ist, welche die gesellschaftliche Ordnung bis heute verändert. Das Evangelium ist die Kraft Gottes, welche die zwischenmenschlichen Beziehungen neu ordnet. Darum beeinflusst das Evangelium grundsätzlich alle Lebensbereiche des Menschen – auch die politischen.

Paulus war kein Politiker, sondern Missionar. Ist darum Mission nicht wichtiger als Politik?

Nichts ist wichtiger als unsere Beziehung zu Gott. Genauso wichtig ist die Verkündigung, wie wir Frieden mit Gott bekommen können. Von dort her gewinnt alles andere seine Bedeutung. Paulus zeigt in seinen Briefen stets, wie die rechte Beziehung zu Gott zu gerechten Beziehungen zu den Mitmenschen führt.

Das Neue Testament enthält keine Anweisungen für eine politische Tätigkeit. Darum: Hände weg!

Der Staat ist ausdrücklich nach dem Willen Gottes (Röm 13,1–7; 1Petr 2,13–17) und deswegen ist es selbstverständlich, wenn Christen sich für oder in dieser Schöpfungsordnung engagieren.
Das Neue Testament enthält keine Anweisungen für Automechaniker, Informatiker, Gärtner, Sekretärinnen, Krankenschwestern, Geologinnen, Matrosen oder Dolmetscherinnen. So gibt es auch keine spezifischen Anweisungen für politische Berufe wie Parlamentarier, Richterinnen, Steuerkommissäre oder andere Berufe im öffentlichen Sektor. Wir sind frei, diejenigen Berufe und Tätigkeiten zu wählen, mit denen wir Gott und den Menschen am besten dienen können.

Das Neue Testament bietet keine Anleitung für die Politik in einer demokratischen Gesellschaft.

Alles, was das Neue Testament lehrt, ist Gottes Offenbarung für unser Leben. Es lehrt, wie die Menschen vor Gott und in den Beziehungen zu ihren Mitmenschen gerecht leben können. Diese Anleitung zu einem gerechten Leben (2Tim 3,16+17) ist auch für alle politischen Lebensbereiche wegweisend.

Viele politisch relevanten Bibelstellen stehen im Alten Testament. Für Christen ist aber das Neue massgebend.

Grundsätzlich ist das Alte Testament genauso Gottes Wort wie das Neue. Das Alte Testament war die Bibel von Jesu und von den Aposteln. Auch ist zunächst das Alte Testament gemeint, wenn es heisst, dass «die ganze Schrift … zur Lehre … und zur Erziehung in der Gerechtigkeit» dient (2Tim 3,16ff.). Wollte man sich nur auf das Neue Testament beschränken, müsste man drei Viertel der Bibel wegwerfen.

Welche Bedeutung hat denn das Alte Testament für christliche Politik?

Der Schweizer Theologe Emil Brunner sagte: «Im Alten Testament kommt in der Tat der Gotteswille im Bereich der Sozialgestaltung zu machtvoller Geltung … Wir müssen also hinter den einzelnen Gesetzen, Forderungen und Institutionen immer das ihnen zugrunde liegende Grundgesetz, den auch heute und für uns geltenden Imperativ Gottes suchen.»

Politik oder Gemeinde, Evangelisation, Mission?


Politik befasst sich mit irdischen Dingen, Evangelisation, Gemeindebau und Mission aber mit himmlischen. Sollten sich nicht alle Christen für ewige Werte einsetzen statt für vergängliche?

Gerechtigkeit ist eine Eigenschaft Gottes und somit ewig. Sie gilt als zentraler moralischer Massstab des sozialen Lebens. Sie ist ein menschliches Grundbedürfnis. Aus biblischer Sicht ist Gerechtigkeit ein Menschenrecht (Lk 18,3; Jes 1,17; Ps 82,1–4). Darum legt Gott sehr grossen Wert auf Recht und Gerechtigkeit in den irdisch-menschlichen Verhältnissen (5Mose 16,20). «Jage der Gerechtigkeit nach!», mahnt auch der Apostel Paulus (1Tim 6,11). Ebenso sagen es das Gesetz und die Weisheit (5Mo 16,20; Spr 15,9). Sich in der Politik für Gerechtigkeit einzusetzen, ist darum keine vergängliche Mühe. Würde man der Logik des Einwandes folgen, müsste man gegen diakonische oder medizinische Hilfe sein. Das aber würde krass der Bibel widersprechen.

Hat Gemeindebau nicht Priorität vor politischer Arbeit?

Gemeindebau ist wichtig. Er hat zum Ziel, die Gemeindeglieder für ihren Dienst für Gott unter den Menschen auszurüsten (Eph 4,12ff.). Biblischen Gemeindeaufbau erkennt man auch daran, dass Gottes Volk fähig ist, wach und geistesgegenwärtig die Weltanschauungen – gerade auch die politischen – an der Wahrheit zu prüfen. «Wir sind dann nicht mehr Kinder, die von jeglicher beliebigen Behauptung umhergeworfen werden wie ein Schiff von Wind und Wellen … Wir dagegen wollen zu der Wahrheit stehen.» Gegen politische Verführung kann man nicht wachsam genug sein. Mündige Christen können die politischen Entwicklungen wahrnehmen, aus biblischer Perspektive kritisch beurteilen, durchschauen und gegensteuern.

Gott will das Herz des Einzelnen verändern, nicht die Gesellschaft.

Wo Gott das Herz eines Einzelnen verändert, werden auch seine Mitmenschen davon berührt. «Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben. Auch zündet niemand eine Lampe an, um sie dann unter einen Topf zu stellen» (Mt 5,14f.). Viele einzelne von Gott veränderte Herzen verändern die Gesellschaft.

Gott will die Seele der Menschen retten und nicht ihr politisches System.

Ohne Zweifel gilt: «Was nützt es dem Menschen, dass er die ganze Welt gewinnt und nimmt doch an seiner Seele Schaden» (Mt 16,26 = Mk 8,36). Wer den Schaden für seine Seele ein für alle Mal abgewendet hat, wird sich gerade darum für seine Mitmenschen einsetzen, auch politisch. Von Gott gerettete Menschen verbreiten Segen, auch in der Politik: «Durch die Rechtschaffenen kommt Segen über die Stadt und baut sie auf» (Spr 11,11). Gott will, dass die Politik durch seine Kinder gesegnet wird. Was aber, wenn sich die «Rechtschaffenen » verweigern?

Ich bete für die Obrigkeit. Ist das nicht genug?

Beten ist gut und es wäre genug, wenn der Obrigkeit auch noch das Wort Gottes gesagt würde. Denn Jesus und Paulus – gar nicht zu reden von den Propheten des Alten Testaments – haben unerschrocken den politischen Führern ihrer Zeit sowohl persönlich als auch öffentlich das Evangelium gesagt und sie an Gottes ethische Massstäbe erinnert. Als Christen beten wir eben nicht nur dafür, dass sich die Politiker zu Gott bekehren (1Tim 2,1–4), sondern wir tun auch etwas dafür!

Jesus hat uns den Missionsbefehl gegeben. Da bleibt mir keine Zeit zum Politisieren.

Gerade der Missionsbefehl schliesst politische Arbeit ein. Die persönliche Umkehr zu Gott ist der Ausgangspunkt einer Erneuerung, die in Familie, Kirche, Wirtschaft, Gesellschaft und Staat wirksam wird. Der Missionsbefehl beabsichtigt die Durchdringung einer ganzen Gesellschaft mit der ganzen Bandbreite der biblischen Ethik. Ein christlicher Politiker ist immer auch ein Missionar, der einfühlsam den persönlichen Nöten seiner Mitmenschen begegnet.

Politik in der Endzeit?


Paulus sagt, dass wir in den letzten Tagen leben (1.Tim 4,1; 2.Tim 3,1). Es bleibt uns also nur noch eine ganz kurze Zeit für Evangelisation, Gemeindebau und Mission. Ist es aus endzeitlicher Perspektive nicht unverantwortlich, Zeit, Kraft und Finanzen für politische Arbeit zu vergeuden?

Die Bibel lehrt keine Prioritätenordnung für die letzten Tage. Vielmehr heisst es: «Du aber bleibe bei dem, was du gelernt hast» (2Tim 3,14f.), nämlich bei den Lehren der Heiligen Schrift. Eine der dramatischsten Beschreibungen der «schweren Zeiten» der «letzten Tage» liefert Paulus angesichts seines eigenen bevorstehenden Todes in 2Tim 3,1–4,8. Wir wollen an dieser Stelle nicht diskutieren, wieso Timotheus zum konkreten Handeln in diesen schweren Zeiten aufgefordert werden konnte, wenn diese für ihn in der fernen Zukunft lagen. Für das gegenwärtige Anliegen wollen wir einmal davon ausgehen, dass in 2Tim 3 die letzte Zeit der Weltgeschichte beschrieben wird.

Die Bibel sagt, dass es immer schneller immer schlimmer werden wird, denn die grosse Trübsal steht kurz bevor (Mt 24). Ist da Evangelisation nicht viel wichtiger?

Über Evangelisation heisst es in Mt 24: «Das Evangelium von der Herrschaft Gottes wird in der ganzen Welt verkündet werden. Alle Völker sollen es hören. Danach erst kommt das Ende.» Evangelisation ist nicht dringlicher, weil die grosse Trübsal bevorstehen würde. Es ist genau umgekehrt: Das Ende der Welt kommt erst, nachdem der Missionsbefehl vollumfänglich erfüllt ist.
Aus biblischer Perspektive gehen wir nicht der grossen Trübsal entgegen, sondern der sich in aller Welt ausbreitenden Herrschaft Gottes. Was mit Jesus und den Aposteln klein wie ein Senfkorn begann, wächst seither kontinuierlich heran, bis es schliesslich alle anderen Gartengewächse überragt: das Reich Gottes (Mt 13,31–32).
Auch geht es nicht um Evangelisation kontra Politik. Unser Auftrag beinhaltet beides: Evangelisation und Politik. Beides im Sinne von Dienst an unseren Mitmenschen. Wahrer Glaube zeigt sich an praktischen Werken der Nächstenliebe. Christliche Politik soll aus Liebe zum Nächsten motiviert sein.

Jesus sagt: ‹Ich komme bald› (Offb 3,11; 22,7+12+20). Darum kann sich seine Wiederkunft jeden Moment ereignen. Sollten Christen sich nicht auf das Kommen von Jesus vorbereiten und sich nicht in weltlichen Angelegenheiten verstricken?

Eine Tätigkeit ist nicht deshalb weltlich, weil sie in der Welt geschieht – wo sollte sie auch sonst geschehen! Eine Tätigkeit ist dann weltlich, wenn sie nach weltlichen Massstäben getan wird, egal ob sie in der christlichen Gemeinde, in der Familie, in der Wirtschaft oder in der Politik ausgeübt wird (Röm 12,1f.).

Die politischen Systeme werden beim baldigen Kommen Jesu zur Aufrichtung des Tausendjährigen Reiches sowieso vergehen. Warum sich also noch bemühen, etwas Vergängliches zu erhalten?

Christliche Politik setzt sich für gerechte Ordnungen, nicht für bestimmte politische Systeme ein. Der Staat hat von Gott den Auftrag, laufend für Gerechtigkeit zu sorgen, unabhängig davon, ob die grosse Trübsal, das Tausendjährige Reich oder die Erfüllung des Missionsauftrages bevorsteht. Christen sollten dem Staat bei der Erfüllung dieses biblischen Auftrags helfen.

Die Welt ist ein sinkendes Schiff. Sollten Christen statt auf der ‹Titanic› Tafelsilber zu polieren (politisch tätig zu sein) sich nicht vielmehr dafür engagieren, dass noch mehr Menschen den Weg in den Himmel finden?

Es ist sicher, dass Himmel und Erde vergehen (Lk 21,33) und Gott einen neuen Himmel und eine neue Erde schafft, in denen Gerechtigkeit wohnt (2Petr 3,13). Sollen darum die Christen jetzt aufhören zu arbeiten, zu heiraten, Kinder zu erziehen, sich für Gerechtigkeit einzusetzen? Nirgendwo in der Bibel wird diese Schlussfolgerung gezogen. Gott sagt: «Wenn ich einem Menschen, der mich verachtet, den Untergang androhe, und er wendet sich ab von dem, was er bisher getan hat, wenn er nun für Recht und Gerechtigkeit eintritt, seinem Schuldner das Pfand zurückgibt, erstattet, was er gestohlen hat, und kein Unrecht mehr begeht, sondern die Gebote befolgt, die zum Leben führen – dann muss er nicht umkommen … Weil er nun für Recht und Gerechtigkeit eintritt, wird er am Leben bleiben» (Hes 33,14–16). Die Umkehr zu Gott erweist sich daran, dass man für Recht und Gerechtigkeit eintritt. Es ist unser Auftrag, zu dieser Umkehr und zu entsprechendem Handeln aufzurufen und es vorzuleben. Gemäss Gottes Verheissung kann dadurch der scheinbar unvermeidliche Untergang abgewendet werden. Wir sollten dieses Angebot nicht durch Untätigkeit im politischen Bereich ausschlagen! Wir würden für das Sinken des Schiffes mitverantwortlich.

Sind Politik und Christsein vereinbar?


Politik ist viel zu komplex. Ich betätige mich lieber in der Gemeindearbeit.

Gemeindeaufbau und Politik sind beides sehr vielschichtige und anspruchsvolle Tätigkeiten. Sollte man darum damit aufhören? Zudem gibt es aus neutestamentlicher Sicht weltweit mehr mangelhafte als geistlich intakte Kirchgemeinden. Ich möchte hier die Katholische Kirche mit ihren 1 Milliarde Mitgliedern oder die vielen namenschristlichen protestantischen Grosskirchen nicht im Einzelnen be- oder verurteilen, aber Fakt ist, dass sie die Mehrheit der örtlichen Gemeinden stellen und die meisten von ihnen aus biblischer Sicht schwerwiegende Mängel aufweisen. Und dass auch bei Freikirchen und unabhängigen Gemeinden nicht alles Gold ist, was glänzt, ist unbestritten.

In der Politik herrscht Lug und Trug, Korruption, Machtstreben, Selbstdarstellung, Ehrsucht, Geldgier. Christen sollten sich von solchen Dingen fernhalten.

Nicht die Politik meiden, sondern in der Politik scheinen, lautet das Motto: Erweist euch als Kinder Gottes inmitten einer verdorbenen und verwirrten Generation unter der ihr leuchtet wie die Sterne am nächtlichen Himmel, steht in Phil 2,15. Die Position der Sterne am nächtlichen Himmel ermöglicht Orientierung. Genauso wirken Christen, die ihre Position öffentlich bekannt machen: An ihnen kann man sich orientieren. Politisch stumme Christen sind wie erloschene Sterne.

Politik ist etwas für Machtmenschen, die weltliche Ehre begehren, aber sicher nichts für Christen.

Politik ist etwas für mündige Christen, die sich nicht scheuen, den weltlichen Massstäben für Macht und Ehre die geistlichen entgegenzusetzen. «Hochmut erniedrigt den Menschen, doch der Demütige kommt zu Ehren» (Spr 29,23). Beispiele wie diejenigen von Mardochai, Daniel oder Josef zeigen, wie Gott politische Macht und Ehre denjenigen zuteilt, die in einer gottlosen Umgebung kompromisslos gottesfürchtig leben. Denn: «Die Furcht des Herrn ist die Schule der Weisheit, und der Ehre geht Demut voraus» (Spr 15,33; ebenso Spr 18,12).

Christen sind nicht von der Welt (Joh 17,14–16). Politik befasst sich nur mit weltlichen Dingen. Sollten sich Christen nicht davon fernhalten?

Gerade weil Christen nicht «von der Welt» sind, können sie dem Zeitgeist mit Gottes Wahrheit entgegentreten. Die Politik braucht dringend Männer und Frauen, die sich nicht den gängigen Ideologien beugen, sondern diese an der biblischen Wahrheit kritisch prüfen und ihre Stimme gegen alle Unwahrheit erheben. Darum bittet Jesus seinen himmlischen Vater für seine Nachfolger: «Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern dass du sie vor dem Bösen bewahrst. […] Heilige sie in der Wahrheit; dein Wort ist Wahrheit […] Wie du mich in die Welt gesandt hast, so habe auch ich sie in die Welt gesandt» (Joh 17,15–18). Christen werden nirgendwo in der Bibel davon dispensiert, sich in der von Gott eingesetzten Institution «Staatsgewalt» verantwortlich und gottesfürchtig zu betätigen.
Der Apostel Paulus fordert die christlichen Gemeinden auf, zuallererst zu beten, und zwar für die politischen Machthaber (1Tim 2,1–4). Gott möchte, dass sie von Irrtümern aller Art errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. So werden sie befähigt, auch in ihrer politischen Tätigkeit Gutes von Bösem zu unterscheiden. Wenn Gott unser Gebet um gläubige und gottesfürchtige Politiker erhört, wäre es doch ziemlich verfehlt, den zum Glauben gekommenen Politikern zu empfehlen, die Politik zu verlassen. Es ist kaum Gottes Absicht, dass gläubige Politiker das Feld möglichst rasch den Atheisten überlassen.

Christen sind Pilger und Fremdlinge in der Welt (1.Petr 2,11). Wäre es darum nicht besser, wir würden uns nicht in die politischen Händel dieser Welt einmischen?

Gäste und Fremde in dieser Welt sein bedeutet für den Apostel Petrus, dass wir unter den Menschen ein einwandfreies Leben führen. Das beinhaltet für Petrus kurz zusammengefasst: «Erweist allen Menschen Ehre, liebt die Brüder, fürchtet Gott, und ehrt den Kaiser» (1Petr 2,17). Christen melden sich aus ihrer gesellschaftlichen und politischen Verantwortung eben gerade nicht ab. Im Gegenteil: Christen zeichnen sich durch aktive und kritisch-konstruktive Teilnahme am politischen Leben aus christlicher Perspektive aus.

Das Thema ‹Christ und Politik› spaltet die Gemeinde. Zeigt das nicht deutlich, dass Christen sich davor hüten sollten?

Nicht jede Meinungsverschiedenheit ist eine Spaltung. Gemeinden, die sich wegen politischer Themen spalten, sind viel seltener als solche, die sich wegen der Einstellung zur Bibel, der charismatischen Frage oder der Tauffrage usw. spalten. Wenn wir alles unterlassen würden, was die Gemeinde spaltet, könnten wir praktisch nichts mehr tun. Auf keinen Fall dürften wir mehr taufen! Jesus selbst hat von sich gesagt, dass er Familien und Menschen spaltet (Mt 10,34f.). Sollen wir darum nicht mehr von ihm reden?
Viel wichtiger wäre es, dass wir in unseren Gemeinden über Gottes grundlegende Ordnungen und biblische Ethik besser Bescheid wüssten. Dann könnten wir die politischen Ideologien und Forderungen klarer beurteilen. Wer sich darin übt, wird auch lernen, Grundlegendes, Nebensächliches und Persönliches in der Politik voneinander zu unterscheiden.

Machen sich Christen, die sich politisch betätigen, nicht zu Helfershelfern der politischen Korruption, der Fehlentscheide usw.?

Christen, die sich nicht politisch betätigen, sagen ja zum Gang der Dinge. Wer politische Korruption oder Fehlentscheide bekämpfen oder verhindern will, muss sich politisch engagieren. Mit politischer Enthaltsamkeit verschärft man die Probleme, statt sie zu lösen. Und man wird so mitverantwortlich.
Die moralische Integrität von Daniel, Joseph oder den römischen Offizieren, die Christen geworden waren, sind bis heute ein leuchtendes Zeugnis und der Beweis dafür, dass Gott will, dass wir mitten in dieser Welt seine Ordnungen bezeugen.

Ist es nicht so, dass christliche Politiker Gott und das Evangelium diskreditieren, wenn sie mit Ungläubigen gemeinsame Sache machen?

Christen ehren Gott, wenn sie sich nach seinem Willen in der von ihm geschaffenen Institution «Staatsgewalt » engagieren. Die biblische Ethik lässt sich in allen Lebensbereichen umsetzen, sei das im persönlichen Leben, am Arbeitsplatz oder in der christlichen Gemeinde. Gott verspricht ihnen sogar die Anerkennung des Volkes für gute politische Arbeit: «Kommen die Gerechten an die Macht, dann freut sich das Volk» (Spr 29,2). Christliche Gemeinden profitieren in der Schweiz enorm von Abmachungen und Regelungen, welche die Politik für unser Land erarbeitet hat.

Ist Parteipolitik für einen Christen nicht unwürdig? Einer Partei angehören bringt in der Kirche und in der Gesellschaft Spaltung hervor.

Politische Parteien sind die Gefässe, in denen sich gleichgesinnte Bürgerinnen und Bürger politisch engagieren. Meist teilen sie eine gemeinsame Weltanschauung. Der christliche Glaube ist eine umfassende Grundlage für politisches Engagement. Christliche Politik heisst: Partei ergreifen für die Sache Gottes, für eine gerechte Ordnung nach biblischen Richtlinien. In diesem Sinn schliessen sich in einer christlichen Partei Leute zusammen, die gemeinsam dafür einstehen wollen, dass die christlichen Werte in die politischen Prozesse und Entscheidungen in Gemeinde, Kanton und Bund einfliessen können.
Für den Zusammenhalt unseres vielfältigen Landes (Sprachen, Regionen, Kulturen, Religionen) ist die Parteitätigkeit von grosser Bedeutung. Denn die Parteien fassen die in der Gesellschaft bestehenden Interessen zusammen und vertreten diese Anliegen in den Behörden. Politische Parteien haben laut schweizerischer Bundesverfassung (Art. 137) auch den Zweck, «an der Meinungs- und Willensbildung des Volkes mitzuwirken ». Überdies sind politische Parteien in einer Demokratie sehr wichtig für das Funktionieren des Staates. Allein für die Besetzung aller Regierungs- und Parlamentssitze auf Bundesebene, in den Kantonen und Gemeinden rekrutieren die Parteien rund 35’000 Personen. Hinzu kommen in den Gemeinden Zehntausende von Kommissionssitzen für Schulbehörden, Rechnungsprüfungskommission, Baukommission usw.

Christen sollten ihre Vorstellungen von Recht und Gerechtigkeit weder in der Öffentlichkeit noch in der Politik vertreten.

Christen sind Zeugen für Gott. Darum sollten sie sich nicht scheuen, Gottes Vorstellungen von Recht und Gerechtigkeit öffentlich zu vertreten, denn «Gerechtigkeit erhöht ein Volk» (Spr 14,34).

Ist christliche Politik möglich?


Es gibt Christen, die links und andere, die rechts politisieren. Das zeigt, dass es die christliche Politik gar nicht gibt.

Gottes Offenbarung setzt uns einen Rahmen für unser Leben, Denken und Planen, aber sie füllt diesen Rahmen nicht aus. Gott lebt nicht unser Leben, sondern schafft nur die Voraussetzungen dafür. Grundlegende biblische Prinzipien werden uns oft noch an Fallbeispielen oder Geschichten illustriert. Aber ansonsten fordert uns die Bibel auf, abzuwägen, nachzudenken, Rat zu suchen und dann die Verantwortung für unsere Entscheidung zu übernehmen. Das ist auch der Grund, warum grosse Teile der biblischen Gebote negativ formuliert sind («Du sollst nicht …»). Gerade das, was viele stört, hat viel mit Freiheit zu tun. Denn das «nicht» setzt die Grenzen fest, ohne die Details vorzuschreiben. Innerhalb der Grenzen ist uns sehr viel Gestaltungsfreiraum gegeben.

Darf man davon ausgehen, dass die biblischen Gebote für alle Menschen und auch für die Politik gelten und nicht nur für diejenigen, die daran glauben?

Man kann berechtigterweise die Frage stellen ob Gott legitimiert ist, allen Menschen «dreinzureden», auch dem Staat? Es gibt mehrere Gründe die dafür sprechen, dass Gott berechtigt ist.

Sind die biblischen Gebote für alle Menschen gültig und nützlich?

Gott ist der Schöpfer aller Menschen und jeder Mensch ist in seinem Ebenbild geschaffen. Das, was einen Menschen zum Menschen macht und ihn z. B. von den Tieren unterscheidet, ist diese «Gottähnlichkeit». In ihrem Menschsein sind sich alle Menschen gleich. Darum kann man davon ausgehen, dass die Gebote Gottes, wie beispielsweise die Zehn Gebote, für alle Menschen Freiheit und Schutz bedeuten.

Ist christliche Politik nicht illusorisch?

In der Welt ist alles seit dem Sündenfall von der Sünde betroffen. Deswegen gibt es nichts Perfektes in dieser Welt. Selbst wiedergeborene Christen sündigen noch und werden ein vollkommenes Leben in Liebe erst nach dem Tod erreichen, wenn sie in ewiger Gemeinschaft mit Jesus Christus leben.
Dass man jedoch deswegen der Sünde Vorschub leisten sollte, stellt die Sache auf den Kopf. Der Staat hat die Aufgabe, das Böse einzudämmen (Röm 13,1–7). Dass er das dafür gegebene Gewaltmonopol auch missbrauchen kann, ändert nichts daran, dass er «Diener Gottes» ist, wenn er das Böse bekämpft. Illusorisch wäre eine Welt, die keinen Staat benötigt. Völlig in der Wirklichkeit verwurzelt ist aber der Gedanke, dass der Staat für seine Aufgabe dringend Christen benötigt, die aufgrund ihrer Bibelkenntnis Gut und Böse unterscheiden können.

Ist Demokratie eigentlich biblisch?

Demokratie bedeutet, dass sich Personen an Entscheidungen, die sie betreffen, beteiligen können. Das Wort Demokratie setzt sich aus «demos» (Volk) und «kratein» (herrschen) zusammen. Das betroffene Volk kann sich selbst regieren und trägt die Verantwortung. Alle politische Verantwortung und Macht geht vom Volk aus. Demokratie wird meist so gehandhabt, dass Mehrheitsentscheide für alle verbindlich sind.

Lässt sich die Bergpredigt politisch überhaupt umsetzen?

In der Bergpredigt fordert Jesus seine Jünger dazu auf, ihr Licht nicht unter den Scheffel zu stellen und das Salz der Erde zu sein. Direkt nach den Seligpreisungen macht Jesus am Beispiel von Salz und Licht deutlich, dass Gläubige nicht nur für sich selbst leben und wirken sollen (Mt 5,13–16). Er fordert ausdrücklich zum Handeln für und vor allen Menschen auf: «So soll euer Licht leuchten vor den Menschen, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater, der im Himmel ist, verherrlichen» (Mt 5,16).

Ist eine ‹Politik der Nächstenliebe› überhaupt möglich?

Jesus stellt klar, dass ohne die Gebote Gottes eine Gesellschaft kalt und lieblos wird. Feindschaft gegen die biblischen Gebote ist zugleich auch Feindschaft gegen die Liebe, denn Jesus sagt: «Wenn die Gesetzlosigkeit überhand nimmt, wird die Liebe in vielen erkalten» (Mt 24,12). Es gibt kaum einen anderen Bibeltext, der das Kernproblem unserer heutigen Zeit kürzer und präziser einfängt als dieses Jesuswort. Wer die Gebote Gottes verwirft, verwirft und verliert auch die Liebe. Nur eine Rückkehr zu den Ordnungen Gottes kann die Liebe in unsere Familien, unsere Kirchen, unsere Arbeitsbeziehungen, unsere Gesellschaft, unsere Politik und unseren Staat zurückbringen. Wer den Nächsten liebt, tut ihm nichts, was den Geboten Gottes widerspricht. Gesetzlosigkeit aber führt zu einem Verlust an Liebe.
Obwohl seit den 1960er Jahren mehr über Liebe gesprochen wird als je zuvor, sind Verbrechen, Hass und Lieblosigkeit im Kleinen wie im Grossen seitdem ungeheuer angewachsen. Die Gesellschaft weiss nicht mehr, was wahre Liebe ist. Aber wie soll sie es wieder lernen, wenn es ihr die Christen nicht mit Wort und Tat in allen Lebensbereichen vorleben, auch in der Politik? Wenn Christen die biblischen Prinzipien in die Politik einbringen, bringen sie Liebe.

Die Bibel ist doch kein Handbuch für Politiker.

Die Bibel ist ein vorzügliches Handbuch für Politiker: «Mit den Heiligen Schriften in der Hand ist der Mensch, der sich Gott zur Verfügung gestellt hat, ausgerüstet für alle Aufgaben seines Dienstes» (2Tim 3,17). Durch die Lektüre der Bibel würden die Politiker daran erinnert, in Verantwortung vor Gott zu politisieren. Ein grosser Teil der Bibel richtet sich ganz direkt an Politiker. So sagte König Joschafat bei der Einsetzung der Richter: «Achtet auf das, was ihr tut! Denn ihr haltet nicht im Namen von Menschen Gericht, sondern im Namen des Herrn, und er ist bei euch, wenn ihr Recht sprecht. Darum lasst die Furcht des Herrn bei euch sein, haltet und tut das Recht, denn bei dem Herrn, unserm Gott, ist kein Unrecht, weder Ansehen der Person noch Annehmen von Geschenken» (2Chr 19,6–7).
Gesetzgeber, Regierung und Richter sollten sich im Klaren darüber sein, dass sie in Gottes Gegenwart arbeiten. Das ist zugleich Zusage und Verantwortung. Zusage, weil Gott all diesen Personen besonders nahe ist und bereit ist, ihnen mit Weisheit und Verstand beizustehen, wie er einst König Salomo beistand. Verantwortung, weil gottlose Staatstätigkeit vielen Menschen schadet. Gott wird dafür Rechenschaft fordern: «Wenn man das Recht eines Mannes vor dem Angesicht des Höchsten beugt, wenn man einen Menschen in seinem Rechtsstreit irreführt, sollte der Herr das nicht sehen?» (Klgl 3,35–36).
Dementsprechend kennt die Bibel viele Anweisungen für ein menschenwürdiges und gerechtes Gerichtsverfahren. Damit auf eine Anklage eingetreten wurde, waren zum Beispiel «zwei oder drei Zeugen» nötig (z. B. 5Mose 17,6; 19,15; Mt 18,16; Hebr 10,28; 1Tim 5,19; ähnlich 4Mose 35,30; Joh 8,17).

Politik ist sehr anspruchsvoll und komplex. Sind christliche Politiker überhaupt kompetent genug?

Es kommt vor, dass Politiker reden, bevor sie genug gedacht haben, auch christliche. Das lässt sich leicht ändern, wenn wir einander unterstützen. Wenn die vielen Fachleute aller Richtungen, die überzeugte Christen sind, ihren Sachverstand auch für die Politik zur Verfügung stellen, wird es sicher nicht mehr lange so bleiben, dass sich die einzelnen christlichen Politiker mit fast allen Politikbereichen beschäftigen müssen.

Staat und Kirche gehören getrennt. Religion hat in der Politik nichts zu suchen.

Selbstverständlich sind Staat und Kirche zwei ganz verschiedene Institutionen, mit jeweils eigenen Verantwortungen und Kompetenzen. Man muss deutlich zwischen einer biblisch begründeten Trennung der beiden gesellschaftlichen Institutionen Kirche und Staat und einer Trennung von Religion und Politik unterscheiden.
Kirche und Staat haben von Gott unterschiedliche Aufgaben erhalten. Wenn aber die Politik und das Handeln des Staates grundsätzlich nicht mehr von religiösen Grundwerten bestimmt werden dürfte, könnten ja nur überzeugte Atheisten Politiker werden. Dass dies nicht im Sinn Gottes ist, macht die ganze Bibel deutlich.
Die meisten atheistischen Politiker verstecken hinter ihrem Atheismus aber nur ihre wahre Religion wie New Age. Im Übrigen ist der Atheismus selbst eine fundamentalistische Weltanschauung.

Wo immer Religion und Politik vermischt werden, entsteht Fundamentalismus und Krieg.

Dass Religion in der Politik stets zu Fundamentalismus und Krieg führt, ist historisch nicht haltbar. Zum einen haben atheistische Staaten seit der französischen Revolution unsägliches Leid über die Menschen gebracht. Man denke nur an Nationalsozialismus und Kommunismus. Zum anderen hat es immer religiös bestimmte Staaten gegeben, die Frieden gehalten haben. Zum andern darf nicht vorschnell vom Islam auf andere Religionen geschlossen werden.
Alle Kriege sind grundsätzlich durch irgendwelche Ideologien oder Religionen verursacht. Vielleicht ein Grund mehr, sich persönlich auch als Christ für Friede und Gerechtigkeit einzusetzen, bevor es zu spät ist.
Fundamentalismus ist nicht automatisch negativ – es kommt auf das Fundament an, auf das er sich bezieht. Religion – auch die christliche – wurde im Laufe der Geschichte immer wieder als Mittel zur Bevormundung und Unterdrückung von Menschen missbraucht. Das ist aber nicht in erster Linie der Fehler des Christentums, sondern jener der Menschen.

Christliche Moralvorstellungen gehören nicht in die Politik, sondern in die christliche Gemeinde und Familie.

Christliche Moralvorstellungen gehören sowohl in die Familie wie auch in die Politik. Gottes Schöpfungsordnungen gelten für die ganze Schöpfung, nicht für abgezirkelte Bereiche. Im Übrigen verbringen wir Christen den grössten Teil unseres Tages nicht in Familie oder Gemeinde, sondern in Beruf und Gesellschaft. Selbst wenn wir wie Daniel unsere religiösen Tätigkeiten nur in unserem Kämmerlein pflegen, zeigt gerade dieses Beispiel, wie der Glaube grosse ethische und politische Auswirkungen hat!
Das Schicksal der Gesellschaft ist auch das Schicksal der Christen. So fordert Gott die Israeliten im heidnischen Babylon auf, Babylon Gutes zu tun. Gott ist wichtig, dass es den Juden gut geht. Es ist ihm aber auch wichtig, dass es den Babyloniern durch die Anwesenheit der Juden gut geht: «Suchet der Stadt Bestes, in die ich euch habe wegführen lassen, und betet für sie zum Herrn. Denn wenn es ihr wohl geht, wird es auch euch wohl gehen» (Jer 29,7). Das ist eine Anwendung des Grundsatzes «Ihr seid das Salz für die Welt» (Mt 5,13). Christen beten zu Gott und dann stehen sie auf und tun etwas dafür.
Im Neuen Testament fordert Paulus die Gemeinde zum Gebet für die Regierung auf, «damit wir ein ruhiges und friedliches Leben führen können in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit» (1Tim 2,1–3). Denn die Politik des Staates und die gesellschaftlichen Verhältnisse bestimmten auch das Leben der Gemeinde.

Mit christlichen Moralvorstellungen kann man die komplexen Sachfragen der heutigen Politik nicht lösen.

Mit einer Politik aufgrund des biblisch-christlichen Welt- und Menschenbildes liessen sich zahlreiche grundlegende Probleme der Menschheit lösen. Denn sie sind die logische Konsequenz unserer Missachtung der Gebote Gottes. Solange wir Gott aus der Politik verdrängen, müssen wir uns nicht wundern, wenn Gottlose «Lösungen» bloss zu neuen Schwierigkeiten und Ungerechtigkeiten führen. Hätten nicht gerade Christen die Aufgabe, Gottes Ordnungen in der Politik bekannt zu machen, statt in politischer Abstinenz und Inkompetenz zu verharren?

Steht christliche Politik nicht in der Gefahr, hochkomplexe politische Sachthemen auf ein paar Bibelverse zu reduzieren?

Die Bibel kann einen Sachverhalt oft in knappen Worten oder mit einer kurzen Geschichte auf den Punkt bringen. Wie wäre es mit folgendem Beispiel? «Wenn ein König das Recht beachtet, lebt sein Volk in Glück und Sicherheit; aber einer, der immer neue Steuern erfindet, richtet es zugrunde» (Spr 29,4). Andererseits ist eine hochkomplexe Antwort noch keine Gewähr für deren Richtigkeit.
Ausgehend von einer biblisch-christlichen Weltanschauung können Lösungen erarbeitet werden, die dem Wohl unserer Mitmenschen dienen, falls sie angewendet werden.
Ausserdem gilt Gottes Zusage: «Wenn aber einer von euch nicht weiss, was er in einem bestimmten Fall tun muss, soll er Gott um Weisheit bitten. Gott wird sie ihm geben, denn er gibt gern und teilt allen grosszügig aus» (Jak 1,5).

Ist christliche Politik nicht ein aussichtsloser Kampf gegen Windmühlen?

Dass christliche Politik manchmal unterliegt, war noch nie ein Grund, mit dem aufzuhören, was man als richtig erkannt hat. Christen sind keine Deserteure, welche die Flinte ins Korn werfen, wenn der Kampf heiss wird oder wenn eine Schlacht verloren wurde.
Gerade die jenseitige Dimension des christlichen Glaubens entwickelt eine starke Dynamik für die christliche Politik. Das christlich-politische Engagement ist vergleichbar mit der Pioniermission. Es braucht zähe, ausdauernde und visionäre Arbeit, bevor die Saat Früchte trägt.

Wie soll man damit umgehen, dass die Moralvorstellungen christlicher Politik heute nicht mehr mehrheitsfähig sind?

Die Menschenrechte sind ein gutes Beispiel dafür, wie biblische Werte mehrheitsfähig werden. Heute bestimmt die christliche Sicht, dass alle Menschen gleich geschaffen sind und über gleiche Menschenrechte verfügen, die Politik weltweit, obwohl weder Islam und Hinduismus, noch Sozialismus und Atheismus eine Begründung dafür haben.

Christen sollten nicht versuchen, den anderen ihre Moralvorstellungen aufzuzwingen.

Der Staat hat gemäss der Bibel (Röm 13,1–7) und allen bedeutenden Rechtsgelehrten das Gewaltmonopol. Er ist die einzige Institution in einer Gesellschaft, die legitimiert ist, Gesetze zu erlassen und diese auch mit Gewalt durchzusetzen. Deswegen wird der Staat seinem Wesen nach den Bürgern immer seine Vorstellung von Gerechtigkeit «aufzwingen». Es geht hier nicht darum, ob Christen das tun wollen oder nicht. Dazu müssten sie das gottgewollte Wesen des Staates ändern. Es ist die Pflicht des Staates, das Recht zu erzwingen.
Wichtig ist hier die Frage, was wirklich Gerechtigkeit ist. Wenn Christen in dieser Frage etwas zum Guten beizutragen haben, sind sie in der Politik an der richtigen Stelle. Wenn sie sich verweigern, dürfen sie sich nicht wundern, wenn die Nichtchristen ihnen – via Staat – ihre Moralvorstellungen aufzwingen. Beispiele gäbe es genug.

Christliche Politiker neigen dazu, mit dem Sündenbegriff zu moralisieren. Die Frage nach Sünde hat aber doch mit der persönlichen Glaubensüberzeugung zu tun. Sollte man darum in politischen Debatten nicht darauf verzichten, von Sünde zu sprechen?

Aus biblischer Sicht bedeutet Sünde: dem Nächsten Unrecht tun. Das Gefüge der gegenseitigen Rechte und Pflichten wird verletzt. Wenn dem Nächsten Unrecht geschieht, ist das keine reine Privatangelegenheit. Wenn sich das Unrecht nicht aussergerichtlich regeln lässt, hat es auch eine öffentliche Dimension und gehört darum in den Bereich der Politik bzw. des Staates.

Ist christliche Politik etwas für mich und meine Gemeinde?


Muss ich – um politisch aktiv zu sein – einer Partei beitreten?

Parteien sind geeignete Gefässe für politisches Engagement. Es gibt aber auch viele andere Möglichkeiten, sich für und in Gesellschaft, Politik und Staat zu engagieren. Christliche Wissenschaftler erstellen Gutachten für den Staat, christliche Banker beeinflussen die Wirtschaftspolitik, christliche Journalisten kommentieren das politische Geschehen und jeder, der für den Staat als Beamter, Lehrer usw. arbeitet, ist auch an Politik beteiligt.
In den westlichen Demokratien sind es – ob man das gut findet oder nicht – die Parteien, die die Richtlinien der Politik erarbeiten und die bei den Wahlen die Mitglieder der Parlamente stellen. Auch für den Gedankenaustausch und den Zugang zu Informationen ist Parteimitgliedschaft von Vorteil. Wer also die Richtung der Politik mitbestimmen will, engagiert sich mit Vorteil in einer Partei.

Was leisten christliche Parteien wie die EDU?

Die EDU ist eine Plattform für Christen, die sich politisch betätigen möchten. Sie nimmt mit geeigneten Personen an Wahlen in Behörden und Parlamente teil. Die EDU-Kandidaten werden nach geistlichen, fachlichen und moralischen Gesichtspunkten ausgewählt, so dass andere Christen sie mit Überzeugung wählen können. Wo die EDU nicht mit eigenen Kandidaten an Wahlen teilnimmt, gibt sie aus christlicher Sicht begründete Wahlempfehlungen ab.
Die EDU informiert ihre Mitglieder und Sympathisanten über die politischen Vorgänge aus christlicher Perspektive. Sie fördert das politische Bewusstsein und Urteilsvermögen.
Die EDU ist auch eine Dienstleistung für christliche Gemeinden: Fachlich kompetente Politiker beschäftigen sich intensiv mit den Vorlagen für Volksabstimmungen und nehmen aus christlicher Sicht begründet Stellung. Nicht jeder Christ kann sich so eingehend mit politischen Fragen beschäftigen. Er oder sie kann aber mit gutem Gewissen die Abstimmungsparolen der EDU übernehmen.

Wie kann man das Thema ‹Christ und Politik› in der Gemeinde diskutieren?

Das Thema «Christ und Politik» kann man in der Gemeinde gut diskutieren. Erstens sollte man es nicht meiden, wenn die Bibeltexte für Predigt oder Hauskreis auf die Thematik Bezug nehmen.
Zweitens kann man engagierte Christen aus dem politischen oder wirtschaftlichen Bereich in der Gemeinde aus ihrer Arbeit erzählen lassen oder auch sonst mal zu Wort bitten.
Drittens wird Politik automatisch zum Thema, wenn man sich an die biblische Anweisung hält. Es heisst nämlich, dass man in der Gemeinde zuallererst für die politisch Verantwortlichen beten soll (1Tim 2,1–4). Wenn man diesen simplen Auftrag befolgt, erhält man als Christ und Gemeinde einen ganz neuen Zugang zur Politik. Gott öffnet einer Gemeinde auf diese Weise eine himmlische Perspektive für die Politik. Sie nimmt teil an seinen politischen Absichten. Er lässt sie lenkend in das politische Geschehen eingreifen.
Viertens sollte man zwischen dem Wort Gottes und den menschlichen Überlegungen über das Wort Gottes unterscheiden. Die biblischen Prinzipien sind für alle Zeiten, alle Kulturen und alle Staaten verbindlich. Wie wir diese Prinzipien hier und heute umsetzen, sind fehlbare menschliche Möglichkeiten. Im Ersteren sollten wir Einigkeit anstreben, im Letzteren werden wir nur durch Beratung vieler unterschiedlich denkender Menschen zum Ziel kommen: «Wo viele Rat wissen, da ist Erfolg» (Spr 15,22).
Wichtig und hilfreich sind auch übergemeindliche politische Plattformen. An Pro-und-Kontra-Gesprächen können aktuelle politische Fragen, Abstimmungsvorlagen oder Wahlen aus christlicher Sicht diskutiert werden. Solche Veranstaltungen fördern die politische Wahrnehmung und Reife der Gemeindeglieder.

Haben christliche Gemeinden einen politischen Auftrag?

Christliche Gemeinden haben explizit einen politischen Auftrag: Das Gebet für die politische Obrigkeit, den Staat (1Tim 2,1–4). Diese Aufforderung des Apostels Paulus ist eine neutestamentliche Anwendung dessen, was der Prophet Jeremia schrieb: «Seid um das Wohl der Städte besorgt, in die ich euch verbannt habe, und betet für sie! Denn wenn es ihnen gut geht, dann geht es auch euch gut» (Jer 29,7). Wohl geordnete politische Abläufe sind Gott wichtig.

Kann Fürbitte politische Entwicklungen konkret beeinflussen bzw. ändern?

Ganz gewiss bewirkt die gläubige und anhaltende Fürbitte politische Veränderungen. Das Gebet für die Mächtigen und den Staat ist ein Gebot. Es wird im Alten und im Neuen Testament gelehrt. Neben den bereits erwähnten Stellen in Jer 29,5–7 und 1Tim 2,1–4 kommt noch der ganze Ps 72. Natürlich lässt Gott uns nicht nutzlos für die Regierenden beten. Er will unsere Gebete um gottesfürchtige Politiker und Beamte erhören. Er will die Gebete um sichere und gerechte Lebensbedingungen beantworten und Veränderungen bewirken!