Home  ›  Archiv  ›  Blick in den Abgrund

Blick in den Abgrund

Zwei sehr tiefgehende, ernste Themen wurden Ende August in zwei Vorträgen in der Stadtbibliothek Uster angesprochen. Rund 30 Interessierte folgten der Einladung der EDU Uster.

Christian Bosshard Vorstand EDU Uster

Im ersten Referat «Menschenhandel in der Schweiz» informierte uns Samuel Kullmann, EDU Grossrat im Kanton Bern, auf eindrückliche Weise über die oft vernachlässigte, aber in der Realität auch heute noch weitverbreitete Dramatik des Menschenhandels. In der Schweiz sind schätzungsweise 10’000 – 15’000 Opfer betroffen. Ein grosser Teil davon ist im Umfeld der Prostitution angesiedelt. Dies, obwohl das «Anwerben, Anbieten, Verbringen, Vermitteln, Beherbergen oder Annehmen von Menschen zum Zweck der Ausbeutung» international und in der Schweiz gemäss Art 182 StGB unter Strafe gestellt ist. Nur wenige Fälle werden verfolgt und enden in Gerichtsurteilen.
Der Kampf gegen das schreiende Unrecht des Menschenhandels ist ein zutiefst christliches Anliegen, dem sich bereits der Engländer William Wilberforce im Widerstand gegen die Sklaverei Ende des 18. Jahrhunderts verschrieben hat.

Modernen Sklavenhandel bekämpfen

Samuel Kullmann möchte den neuzeitlichen Menschenhandel, eigentlich die moderne Sklaverei, konkret in die politische Debatte einbringen. Dazu will er die Not der Opfer thematisieren und Lösungswege aufzeigen. Wir erfahren, dass das 1998 in Schweden eingeführte «Nordische Modell» zur Eindämmung der illegalen Prostitution ein hoffnungsvoller Weg ist. Denn mit diesem Gesetz werden nicht die Opfer (Frauen) kriminalisiert, sondern die Käufer (Freier) machen sich strafbar. Die EDU ist die Partei der Schweiz, die sich am deutlichsten für Massnahmen gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution einsetzt. In politischen Vorstössen fordert Kullmann unter anderem mehr Ressourcen für Strafverfolgungsbehörden und eine stärkere Kooperation mit der Zivilgesellschaft in der Bekämpfung des Menschenhandels.
Fritz Bamert, EDU-Mitglied aus Gutenswil, präsentiert den zweiten Schwerpunkt des Abends. Als Präsident des Vereins CARA informiert er uns aus erster Hand über ein Tabu-Thema: Organisierte rituelle Gewalt (ORG). Der Verein dokumentiert klar: der systematische Missbrauch, besonders von Kindern innerhalb von Familienstrukturen und sozial isolierten (okkulten) Gruppen ist kein Einzelfall. ORG findet auch in der Schweiz statt, in unserem Umfeld. Die Schilderungen von Opfern, ihre Leidenswege und die gewaltsamen psychischen, physischen und immer auch sexuellen Misshandlungen sind extrem erschütternd. Durch raffiniert koordinierte Bindung, Druckausübung und Verschleierung ist es fast unmöglich, die Täternetzwerke zu identifizieren und offenzulegen.
Der Verein CARA möchte die Aufklärung und Sensibilisierung über organisierte rituelle Gewalt fördern. Dabei ist die Vernetzung und Zusammenarbeit mit Fachleuten sowie die Unterstützung und Begleitung Betroffener und ihrer Angehörigen unerlässlich.
Auf die Frage, was wir als Christen gegenüber dieser Not tun können, lautet die Antwort: Mit offenen Augen und Ohren unseren Mitmenschen begegnen – und beten.

Abschnitt für Desktop / Tablet

Zeitschrift “Standpunkt”

Veranstaltungen